10.000 Jahre Geschichte

Angenommen auf der Erde kämen Magie und Wunder nicht einfach nur in Sagen und Legenden vor, sondern wären seit Jahrtausenden bekannt und beeinflußten auch das tägliche Leben. Dennoch ist die Geschichte bis zum heutigen Tag genau so verlaufen, wie wir sie kennen. Blicken wir nun in die Zukunft.

Prägend für fast das gesamte 21.Jahrhundert war der zunehmende Verfall der Moral und der Gesellschaftlichen Ordnung. Die immer weiter zunehmende Massenarbeitslosigkeit in den anwachsenden Städten der Industrienationen destabilisierte die Staatengebilde des 20.Jahrhunderts. Das durch Kleinkriege, Massenaufstände und Revolten immer größer werdende Machtvakuum ermöglichte es vielen Großkonzernen, ihre Geldmittel zum Ausbau ihres Einflusses weit über die Grenzen der Wirtschaft hinaus zu nutzen. Auf Dauer hatten die durch ständige Konflikte und Kriege geschwächten politischen Mächte den Konzernen nichts mehr entgegen zu setzen. Mehr und mehr ging die Wahrnehmung staatlicher Aufgaben in Konzernhand über. Der starke Einfluß der Firmen durch die durch sie beherrschten Medien tat ein übriges, um die allgemeine Abhängigkeit von den Konzernen unumkehrbar zu machen.

Im Jahr 2030 wurden fast alle Staaten aufgelöst. Es galt nur noch Konzernrecht, das an gemeinsam gegründeten und überwachten Gerichtshöfen gesprochen wurde. Drogen und Waffenbesitz wurden legalisiert. Auf der Straße herrschte unter denjenigen, die nicht den Konzernen angehörten, das Faustrecht. Ein lange andauerndes Intrigenspiel um die jeweilige Marktherrschaft zwischen den Konzernen begann.

Der ständige Rohstoffbedarf der Industrie ließ die interplanetare Raumfahrt in den folgenden Jahren für die Konzerne immer interessanter werden. Man begann die Rohstoffe der anderen Planeten des Sonnensystems auszubeuten.

Während die Wissenschaft für die Eroberung anderer Welten sorgte, stagnierte die Entwicklung auf der Erde. Im Jahr 2304 erzielte ein Wissenschaftlerteam der Vereinten Nationen den Durchbruch bei der Entwicklung eines Überlichtantriebes. Der sogenannte Tachyonen-Antrieb versprach das Erreichen unendlich hoher Geschwindigkeiten. Wie sich erst viel später herausstellen sollte, hatt er aber auch einen gravierenden Nebeneffekt. Die Raumfahrt blühte auf. Man begann mit kleinen Sonden andere Planetensysteme zu erkunden. Schon bald stellte sich heraus, daß es Sternensysteme mit bewohnbaren Planeten gab.

Nach den Sonden und den Erkundungsschiffen mit Wissenschaftlern kamen Siedlerschiffe. Die durch Ausbeutung und Umweltverschmutzung fast unbewohnbar gewordene Erde ließ neue Planeten als verlockende Alternative zu einem Leben in der alten Heimat erscheinen. Die Besatzung eines solchen Schiffen sollte jeweils die Grundlage für eine vollständige Besiedlung des zu ergründenden Planeten sein. Dementsprechend groß baute man diese Schiffe, die wegen ihrer mehrer tausend Menschen starken Besatzungen, die zu einem großen Teil in Tiefkühltanks untergebracht waren, ihrer Größe und ihrer langen Flugzeit auch Generationenschiffe genannt wurden.

Die ersten Tachyonen-Antriebe waren sehr ungenau und es existierte noch keinerlei überlichtschnelle Kommunikation. Selbst wenn ein Generationenschiff sein Ziel erreichte, aber nicht mehr in der Lage war zurückzukehren, erfuhr man auf der Erde davon nichts. Ungefähr 60 Prozent der ersten Schiffe blieben verschollen. Die vielen während der ersten Kolonialisierungsphase ausgeschickten Siedler sollten erst Jahrhunderte später wieder in der Geschichtsschreibung auftauchen.

Trotz dieser Probleme und der vielen Rückschläge, die die interstellare Raumfahrt hinnehmen mußte, entwickelte sich der Verkehr zwischen den Sternen zu etwas vollkommen alltäglichem. Besonders der Schiffsverkehr zu den umliegenden Sonnensystemen erreichte eine hohe Frequenz. Die Ausdehnung der Menschheit über die Grenzen der Erde hinaus führte zur Verfestigung der Machtstrukturen und zu einer neuen, stark auf Technik ausgerichteten Gesellschaft.

Erst 150 Jahre nach Erfindung des überlichtschnellen Fluges machte sich ein Nebeneffekt der Tachyonen-Triebwerke bemerkbar. Anscheinend veränderte der Eintritt in den Tachyonenraum die Raumstruktur in und um das Raumschiff, indem er jegliche Magie und Wunder abschwächte. Die Konzentration der Menschheit auf den technischen Fortschritt und die weitgehende Abkehr von übersinnlichen Fähigkeiten ließ die aufkommende Kritik aber schnell verstummen, bis zu einem entscheidenden geschichtlichen Wendepunkt.

Genau zum Neujahrstag des Jahres 2500 sollten die zwölf größten je gebauten Generationenschiffe starten. Ihre Aufgabe war während eines mehr als 50 Jahre dauernden Flug auf über 30 Planeten Siedler und Material absetzen. Der gleichzeitige Übergang der zwölf Schiffe in der Nähe der Erdumlaufbahn in den Tachyonen-Raum führte zu einer gewaltigen Erschütterterung der Raum-Zeit-Struktur . Der größte Teil der auf der Erde wirkenden Magie und Wunder wurde augenblicklich vernichtet. Durch dieses Ereignis aufgeschreckt, führte nun die Angst um ihre bloße Existenz die sonst sehr individuell vorgehenden Zauberer zusammen. Die verbleibende Magie der Erde war nur ein Bruchteil der Kräfte, die noch vor hundert Jahren den übernatürlich begabten Wesen zur Verfügung standen, aber immer noch mächtig genug, um Armeen in die Knie zu zwingen. Auf der Erde brachen die sogenannten Zaubererkriege aus. Das vordringlichste Ziel der Magier war das Verhindern der Weiterführung jeglicher Raumfahrtprojekte.

Was keiner auf der Erde wußte oder auch nur ahnen konnte, geschah auf den gestarteten zwölf Generationenschiffen. Einige Magiefanatiker, deren fast religiöse Ideologie alle nicht übernatürlich begabten Wesen als minderwertig und unbedeutend einstufte, hatten den Effekt vorhergesehen und sich heimlich unter die Siedler gemischt. Sie meuterten, übernahmen trotz ihrer geschwächten Zauberkraft das Kommando über die Schiffe und brachen den überlichschnellen Flug im Tachyonenraum sofort ab. Der Rückflug zur Erde ohne Überlichtgeschwindigkeit dauerte 30 Jahre.

Die Kämpfe auf der Erde hatten alle Parteien so stark geschwächt, daß keiner mehr die Oberhand gewinnen konnte. Niemand war deshalb in der Lage, den Generationenschiffen etwas entgegenzusetzen, als diese nach 30 Jahren der Vorbereitung zurückkehrten, um den Krieg zu entscheiden. Die Bewaffnung der Schiffe reichte aus, um jede Stelle der Erde aus dem Orbit heraus vernichten zu können. Einige wenige Demonstrationen dieser Macht ließen jeden Widerstand gegen die neuen Herrscher schnell erlöschen.

Ihren religiösen Ideen folgend, etablierten die neuen Machthaber ein Kastensystem mit den Magiern selbst als oberste Kaste. Jede politische Betätigung wurde untersagt und ein allumfassendes Überwachungssystem installiert. Die zwölf Generationenschiffe wurde als Zeichen der Macht zu einer riesigen Stadt im Orbit um die Erde ausgebaut, die in dunklen Nächten gut von der Erdoberfläche zu sehen war.

Fast alle spirituell begabten Wesen waren beim Start der Generationenschiffe und den nachfolgenden Kriegen ums Leben gekommen. Die Magier versuchten die entstandene Lücke durch eine selbstgegebene kirchliche Struktur und ihre auf Glauben begründete Ideologie auszufüllen. Echter Götterglaube und Wunderwirkung wurden verdammt und ihre Anhänger verfolgt.

Schon nach einigen Jahren der Isolation mußten die Magier die Abhängigkeit der Erde von anderen Welten erkennen. Fieberhaft wurde nach Alternativen zum gefährlichen Tachyonenantrieb gesucht. Auf der Festung im Orbit entwickelten die Mager schließlich erfolgreich ein neuartiges Prinzip auf Basis der Kombination der Fähigkeiten mindestens eines Magiers und einer neuen Technologie, einer Weiterentwicklung der EBM-Idee. Die Magische Kraft des Zauberers gekoppelt mit Technik ermöglichte den überlichtschnellen Flug und steuerte das Raumschiff im Tachyonenraum. Daher stammte die sogenannte Gilde der Navigatoren, die sich aus diesen Ansätzen bildete. Die Navigatoren lenkten und beherrschten die Raumfahrt, da niemand sich ohne sie zwischen den Sternen bewegen konnte.

Die darauf folgenden Jahre gingen als zweite Kolonialisierungsphase in die Geschichte ein. Mit dem neuen Antrieb ausgerüstet, drangen viele Navigatorenschiffe in den Weltraum vor, entdeckten neue Welten und unterjochten viele alte Kolonien aus der ersten Kolonialisierungsphase. Man stellte fest, daß sich einige alte Kolonien rückläufig entwickelt hatten und einige sogar bis in vortechnologische Zeiten zurückgefallen waren. Das stark ausgedehnte Imperiums der Navigatoren ließ sich zunehmend schlechter durch Ideologien und Gewaltherrschaft führen. Die Gilde besann sich deshalb auf weltliche Herrschaftsmethoden.

Der Betrieb der Raumschiffe wurde einigen größeren Firmen auf der Erde überlassen, die aber jederzeit unter Kontrolle der Navigatorengilde handelten und die sich im Jahr 3511 zu einem riesigen Multiplanetaren Konzern zusammenschlossen. Dieser Konzern besaß dank der Navigatoren auf lange Zeit das Monopol über die gesamte damals auf der Erde und ihren Kolonien existierende Raumfahrt. Erst als im Jahr 4001 ein anderer, nicht auf Magie beruhender Überlichtantrieb auf einer der Randwelten erfunden wurde, geriet das Machtgerüst des Monopols ins Wanken. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, daß dieser neue Antrieb in seinem Aufbau sehr dem alten, vergessenen Tachyonenantrieb glich. Das Monopol jagte jedes nicht registrierte Schiff unerbittlich, da dieser Antrieb den selben gravierenden Nebeneffekt wie schon sein Vorläufer besaß. Genau diese Eigenschaft führte wahrscheinlich auch über die nächsten neunhundert Jahre hinweg zum langsamen Abnehmen der magischen Fähigkeiten der Navigatoren und der Schwächung des Monopols. Die Navigatoren verloren an magischem Potential. Um das Jahr 4900 gab es nur noch wenige wirklich mächtige Navigatoren. Es kam zu einem verheerenden Kolonialkrieg. Den Zerfall des Monopols besiegelte im Jahr 5000 eine alliierte Flotte der aufständischen Kolonien, als sie neun der zwölf im Orbit der Erde kreisenden uralten Generationenschiffe zerstörte. Im Zuge der Auseinandersetzungen starben die letzten magiebegabten Wesen. Ab diesem Zeitpunkt spielte das Monopol als Ganzes nur noch eine untergeordnete Rolle, die Fähigkeiten Wunder zu wirken und zu zaubern gerieten völlig in Vergessenheit. Schon Jahrzente zuvor war es niemandem mehr möglich die magiebasierten EBM-Geräte zu bauen. Der hieraus entstandene enorme technologische Rückschritt sollte sich über Jahrtausende hinweg bemerkbar machen.

Es kam zu weiteren Kriegen zwischen den Kolonien, unter denen sich auch einige inzwischen selbstständige ehemalige Flottenteile des Monopols befanden. Viele alte Schiffe des Monopols stellten, mit neuen Antrieben ausgerüstet, wegen ihrer alten EBM-Technologie einen erheblichen Machtfaktor dar. Andere Schiffe wurden nicht umgerüstet und blieben in teilweise riesigen Flotten in den Umlaufbahnen einiger Planeten.

Um das Jahr 6000 hatten sich die Machtstrukturen gefestigt. Die neuen Machtzentren entstanden aus den größten ehemaligen Kolonien, die das ehemalige Reich der Navigatoren unter sich aufteilten. Die Erde selbst verlor weitestgehend an Bedeutung. Keines der neuen Reiche füllte über längere Zeit hinweg das entstandene Machtvakuum aus. Unzählige Kriege beherrschten Jahrhunderte lang das Geschehen in der Milchstraße. Die kulturelle und technologische Entwicklung stagnierte.

Erst im Jahr 8947 trat ein entscheidendes Ereignis in der Geschichte der Erde ein. Einige Wissenschaftler der Erde hatten alte Anlagen des Monopols in den Resten der zwölf Generationenschiffe entdeckt. Als die Erde durch angreifende Flotten bedroht wurde, schalteten einige entschlossene Wissenschaftler die Anlagen kurzerhand ein. Erst später wurde genauer nachvollzogen, was geschah, aber der Effekt war erstaunlich. Die Anlagen aktivierten einen das ganze Sonnensystem umfassenden Energieschirm bisher unbekannter Struktur. Dieser Schirm wurde zudem von einem sehr alten anscheinend erhalten gebliebenen EBM-Computer gesteuert, der ihn wesentlich leistungsfähiger als alle herkömmlichen, zu dieser Zeit verwendeten Systeme machte. Der EBM-Computer war von einem Schutzmantel umgeben, der ihn gegen Ortung geschützt hatte und außerdem den Nebeneffekt des Tachyonenantriebs abschirmte. Weder von außen noch von innen konnte der Schirm durchdrungen werden. Innerhalb des Schirmes wurde eine neue Demokratie und ein Rechts- und Sozialstaat etabliert. Die Erde erholte sich von den vielen Jahren Unterdrückung durch die ehemaligen Kolonien. Auch die wissenschaftliche Entwicklung machte beachtliche Fortschritte.

Ein weltbewegender Durchbruch gelang 9880 einem Wissenschaftlerteam um die mittlerweile legendäre Allroundwissenschaftlerin Jaqueline Strata. Sie entwickelte eine völlig neue Technologie in der Theorie und schließlich mit ihrem Team auch in der Praxis. Mit dieser Technik, nach der Entwicklerin Strata-Technik genannt, ist es möglich, Materie in Energie und umgekehrt jegliche Art Energie in Materie zu verwandeln.

Außerhalb des Schutzschirmes nahm das Mißtrauen gegenüber der abgekapselten Erde mehr und mehr zu. Im Jahr 9920 sollte eine Flotte von verschiedenen Seiten gleichzeitig angreifen und durch Überlastung den Schirm zum Zusammenbruch bringen. Man hatte die nötige Flottenstärke berechnet und war zuversichtlich, da sogar einige hundert Kampfschiffe mehr als benötigt vorhanden waren. Als die Flotte sich vor dem Schirm zusammenzog, erfolgte ein unerwarteter Gegenangriff. Eine aus nur 17 mit Strata-Technologie ausgerüsteten Schiffen bestehende Flottille unter dem Kommando des Strategen Bonfaire brachte der großen Flotte verheerende Verluste bei. Dabei wurde nur das Kommandoschiff leicht beschädigt. Der für die Gegner der Erde unerwartete Ausgang dieser Schlacht führte nicht zu den erwarteten Gegenschlägen. Die Erde war in der Lage, die Macht wieder an sich zu reißen, aber die fast tausendjährige erzwungene Zeit der Besinnung hatte eine Entwicklung in Gang gesetzt. Die Menschen der Erde strebten nach Erkenntnis und Frieden. Die Stratatechnologie eignete sich ebenso zum Aufbau der neuen Welt wie zum Bau der schrecklichsten Waffen. Erst dieser Zwiespalt ermöglichte der Erde ihre Entwicklung ohne direkte Bedrohung fortzuführen.

Aus Forschungszwecken baute die Erde das größte je erdachte Raumschiff, die ,,STRATA``. Bemannt mit 5000 Wissenschaftlern, einem kleinen militärischen Kommando für Krisenfälle und der nötigen technischen Besatzung sollte die Strata zum Neujahrstag des Jahres 10000 aufbrechen, um für einige Jahre zusammen mit einer kleinen Versorgungsflotte eine Forschungstour quer durch die Milchstraße zu absolvieren. Es sollten neue Planeten erforscht und alte, lange vergessene Kolonien inspiziert bzw. gesucht werden.