Das Jahr 10.000

Die Erde

Im Jahr 8947 stand es schlecht um die Menschen auf der Erde. Die Wüstengebiete waren sehr stark ausgeweitet und die Polkappen größtenteils abgeschmolzen. Die Temperatur war in weiten Teilen der Erde um bis zu zehn Grad im Jahresdurchschnitt gestiegen. Als Folge der jahrhundertelangen Ausbeutung der Bevölkerung durch verschiedenste Kolonialmächte war die Wirtschaft der Erde am Boden zerstört. Die natürlichen Ressourcen waren schon seit geraumer Zeit völlig erschöpft und die Bevölkerung somit auf Gedeih und Verderb auf außerirdische Hilfe angewiesen. Im Jahr 8944 hatten die letzten Herrscher der Erde, das Tembran-Imperium, der Bevölkerung den Planeten überlassen und alle Truppen abgezogen. Man stattete der Erde zweimal im Jahr einen kurzen Besuch ab und nahm sich, was wertvoll oder brauchbar erschien. Die Weltregierung setzte alle verbliebenen Mittel daran, neue Energie- und Nahrungsquellen zu entdecken. Unter anderem kaperte man auch mehrere Schmugglerschiffe und schickte Wissenschaftlerteams in Begleitung einiger Soldaten in die Überreste der ehemaligen Festung des Monopols, die immer noch im Orbit um die Erde kreiste. Die Festung, im Jahre 5000 größtenteils zerstört, war in den darauffolgenden Jahrtausenden unzählige Male von Abenteurern besucht und geplündert worden. Auch hatte jede Kolonialmacht immer wieder die Festung untersucht.

Marvin Scott, der etwas depressive Techniker des zweiten Teams, glaubte nach einigen Wochen wie alle anderen nicht mehr daran, daß man irgendetwas Brauchbares in den Überresten der Festung finden würde. Er lehnte sich erschöpft gegen eine Wand und -- fiel einfach hindurch. Das Team drang in den dahinterliegenden Raum, ein Labor, vor und entdeckte einen uralten, immer noch arbeitenden EBM-Computer aus der Zeit des Monopols. Ein unglaublich großer Zufall (von dem nachher mehrere Glaubensgemeinschaften behaupteten, es müsse göttliche Vorbestimmung gewesen sein) hatte Marvin Scott ein so verblüffend ähnliches Gehirnwellenmuster zu einem der ehemaligen Wissenschaftsoffiziere des Labors beschert, daß der EBM ihn hineinließ und ihm Befehlsgewalt erteilte. Das Labor war durch Illusionen versteckt gewesen, die der völlig autarke EBM-Computer nun fallen ließ. Er vereinigte einige neue Technologien im Versuchsstadium in sich. Der magische Teil des Computers war gegen den Effekt des magiezerstörenden Tachyonen-Antriebes durch ein unbekanntes Material abgeschirmt. Der Computer selbst erklärte dem verblüfften Team, daß er gebaut worden war, um einen Schutzschirm zu berechnen und schließlich aufzubauen, der das ganze Sonnensystem umgeben sollte. Für die Rechenzeit waren im Jahr 4986, dem Jahr in dem das Projekt startete, ca. 100 Jahre vorausberechnet worden. Tatsächlich war der EBM bereits im Jahr 5074 mit der Berechnung fertig, woraus die Navigatoren allerdings keinen Nutzen mehr ziehen konnten. So kam es, daß der EBM nach Beendigung seiner Rechnungen auf neue Befehle gewartet hatte, bis schließlich M. Scott in den Raum stolperte.

Das Team meldete seine Entdeckung der Weltregierung. Man war begeistert und gab Befehl, die neu entdeckte Technologie genauer zu untersuchen. Den Spionen der Kolonialmächte auf der Erde blieb dieses Treiben nicht lange verborgen. Man hatte bis zu dieser Überraschung belustigt den Verlauf der Entwicklung beobachtet sah aber jetzt doch den dringenden Bedarf eine Eingreiftruppe zu entsenden. Als die Schiffe am Rande des Sonnensystems in den Normalraum eintauchten, gab es nichts was sie hätte aufhalten können -- außer Marvin Scott, Wissenschaftsoffizier des Monopols in Vertretung. Er gab dem EBM kurzerhand den Befehl, den Schutzschirm einzuschalten. Die Auswirkungen wurden erst bemerkt, als die nahende Flotte größtenteils knapp außerhalb der Pluto-Umlaufbahn zerschellte. Der Schutzschirm konnte mit damaligen Mitteln noch nicht angemessen werden.

Der EBM hüllte sich selbst ebenfalls in einen Schutzschirm, der nicht durchbrochen werden konnte. Als er im Jahre 9920 zusammen mit dem Erdschirm erlosch, hörte auch der EBM auf zu funktionieren, diesmal für immer.